Abgesang - Nachdenkliches von Sk Folker Weiss

Da sitze ich vor einer Tasse Kaffee auf der Dachterrasse der SVC und blicke auf den Hafen, schaukelnde Boote, Wantengeklapper, einlaufende Platz suchende  Jachten.  An Bord Sonnenhungrige,  Kaffeetrinker,  Krabben-Puler,  informelle Vereinskonferenzler.  Kurz Hafenkino.

Wehmut überkommt mich. Es macht mich traurig. Mein Boot ist verkauft. Ich habe mich damit aus dem Kreis der aktiv segelnden Mitglieder verabschiedet, in die  ich mich 1957 auf der „Hugo Rose“ unter Käpten Müller einreihte.

Die letzten Bootspflegemittel sind entsorgt, Gebührenlisten, Sitzungsprotokolle in die blaue Tonne verlegt. Neben einer (fast) kompletten Sammlung der „Unsere Alte Liebe“, bleibt nur die Fülle der Erinnerungen.

Und doch gehen die Gedanken in die Zukunft.

 

Brauche ich ohne Schiff die SVC oder braucht die SVC mich?

 

Wie auf einer Waagschale pendeln diese beiden Überlegungen hin und her. Als Mitglied fülle ich die Mitgliederzahl, trage damit ein wenig zur Bedeutung des Vereins bei, zahle meinen jährlichen Mitgliedsbeitrag und unterstütze so die finanzielle Seite des Vereins.

Brauche ich den Verein? Als soziale Heimat, also Informationsbörse, zum Austausch Gleichgesinnter über den Segelsport? Vermutlich ja. Nur kenne ich sie? Z.B.: Die „Frau aus dem Sauerland“, deren Mitgliedschaft in einer Monatsversammlung stolz verkündet wurde. Hier bin ich gefordert. An Boote mit SVC Stander klopfen: Hallo, ich bin Folker und wer bist Du? (Schon bei dem Gedanken daran könnte ich mich kringeln).

Doch wie sieht die Rechnung aus:  Einmal im Jahr Post von der Geschäftsstelle über den Gebühreneinzug.  Vereinszeitung,  Monatsversammlungen alle 3 Monate.  Geburtstagsgrüße, ach ja: nein. Zwar ein alter Hut, jedoch vereinsverbindend.

„Die SVC muss professioneller werden!?“  So lautet das derzeitige Kredo. Was immer auch darunter zu verstehen ist. Die Segler-Vereinigung ist wie der Name sagt eine Vereinigung von Seglern und zugleich ein Wirtschaftsbetrieb. Vorbei die Zeiten, in denen Sk Stange oder Sk Karworth ein Notizbuch in der Weste ausreichte. Diese Zeit hat sich grundlegend gewandelt. Ihr ist Rechnung zu tragen.

Nur ist die SVC eben auch ein Verein! Und auch ein Verein braucht Pflege - auch jenseits der Bootsreling:  Austausch, Bindung, Werbung, Sympathiewerbung,  Darstellung in der Heimatstadt.

Sind wir dazu bereit und noch in der Lage? (Der derzeitige Veranstaltungskalender mag in Corona-Zeiten ein Ausnahme sein.)

Bei Durchsicht der Liegeplatzinhaber und ihrem Alter stoße ich spontan auf ein gutes Dutzend Mitglieder, die demnächst ähnliche Probleme haben werden wie ich jetzt, ähnlich denken.

 

Aus früheren Zeiten hängt bei mir an der Garderobe eine Prinz Heinrich Mütze, die ich einst mit SVC Wappen stolz getragen habe. Vorbei! Heute passt diese Kopfbedeckung nicht mehr, zu klein und überholt.

 

Kinder, wie doch die Zeit vergeht!

 

 

 

Folker Weiss