Rueckholaktion der SY Murada - letzte Etappe bis nach Hause

Alles hat seine Zeit und unser Vagabundenleben an Bord ist mit dem Einlaufen im SVC zu Ende gegangen. Wir blicken zurück auf 7 Jahre ohne Winter. Die Sonne war unser ständiger Begleiter.

Unsere Freunde haben uns einen überwältigenden Empfang bereitet. In Familie, Nachbarschaft, Segelverein und Freundeskreis wurden wir wieder herzlich aufgenommen. Herzlichen Dank dafür! Wir fühlen uns reich beschenkt.

Gerne erfüllen wir den Wunsch, über den zweiten Teil unserer Rückholaktion zu berichten.

Mit der Ankunft in Baiona/Nordspanien hatten wir den größten Teil unserer Atlantiküberführung geschafft. Unsere Freunde schrieben damals: "Jetzt ist es ja nur noch ein Katzensprung nach Hause." Und tatsächlich fühlte es sich so an. Das letzte größere Segelstück ohne Landkontakt war der Törn über die Biskaya. Ende Juli starteten wir aus der Bucht von Cedeira/Galicien. Mit 5-7 Beaufort aus südwestlicher Richtung hatten wir gute Segelbedingungen. Unsere Murada pflügte kraftvoll durchs Wasser. Wir segelten größtenteils mit gerefften Segeln. Die eine und andere Ladung Salzwasser spritzte übers Deck. Ein leuchtender Vollmond erleichterte uns die Nachtfahrten. Mit der aufgehenden Sonne des dritten Segeltags erreichten wir die Einfahrt zum englischen Kanal. Mit vollem Tidenstrom rauschten wir an den Leuchttürmen der Ile d'Quessant vorbei. Erst vor der Kanalinsel Alderney wurden wir gebremst. Hier kam uns die Strömung mit 3 Knoten entgegen und es bildeten sich kräftige Strudel. Mit dem letzten Büchsenlicht des vierten Tages erreichten wir nach 483 Seemeilen den Hafen von Cherbourg/Normandie/Frankreich.

Das Wetter war unbeständig. Ein Tiefdruckgebiet folgte dem nächsten. Bei passendem Wind legten wir Segelstrecken von ca. 150 Seemeilen mit einer Nachtfahrt zurück. Wenn der Wind wieder einmal heftiger blies, packten wir die Fahrräder aus und erkundeten die Umgebung. Mit jedem Wechsel der Gastlandsflagge kamen wir unserer Heimat ein Stück näher.

Rückblickend hat alles besser geklappt, als wir zu hoffen gewagt hätten. Das Glück war stets auf unserer Seite. Wunderbare Orte lagen auf dem Weg:

Costa Rica, dieses grüne Naturparadies, hätten wir ohne den Einreisestopp in die USA nie kennen gelernt. Die Bermudas, ein exklusiver, karibischer Inseltraum mit immer blauem Himmel. Die Azoren/Horta auf der Insel Faial mit gemäßigtem Klima, üppigem Grün, blühenden Hortensienhecken und der ersten Walbeobachtung. Spanien/Galicien mit Tapas und Wein, Bummeln durch Altstädte, Festungsanlagen, Buchten und Strände, Europa mit seinem Reichtum an Kultur. Frankreich/Normandie, die kulinarischen Köstlichkeiten, Museen und Segelbegeisterung. Belgien mit Oostende, dem Nordseebad, in dem wir durch eine Schleuse mitten in der brodelnden Innenstadt lagen. Niederlande mit Scheveningen, dem mondänen Kurbad von Den Haag. Den Haag, der europäische Gerichtshof, enge Gässchen, Altstadt, Kunst, zweispurige Fahrradwege. Die Inseln Texel und Vlieland, Urlaubsorte für Familien, wer hier einen Liegeplatz erwischt, bleibt länger.

Seit Segelstart im Mai legten wir 5008 Seemeilen zurück. Unsere Murada hat sich als starke und verlässliche Partnerin erwiesen. Sie hat uns zwei Mal heil über den Atlantik gebracht. Nach 7 Jahren hat sie wahrlich eine Überholung verdient.

Elvira & Alfons Schön

 

Cuxhaven, 20.09.2021